Sport oder Gehirntraining – was macht das Gehirn fitter?

Wie bleibt das Gehirn im Alter fit – mit Sport oder mit Gehirntraining am Computer? Dieser Frage gingen Forscher der Charité, Berlin, in einer Studie nach. Ob und in welchem Ausmaß körperliche und geistige Aktivitäten bei älteren Frauen die kognitive Leistung steigern, das sollte eine Studie der Charité in Berlin herausfinden. Bisher gab es Untersuchungen, die entweder die Effekte von körperlichen oder die von geistigen Übungen auf die mentale Leistungsfähigkeit untersuchten. Einen direkten Vergleich, welche Art von Übungen für das Gehirn besser ist, hatte bis dahin noch niemand durchgeführt. Für die Berliner Studie wurden 259 Teilnehmerinnen ausgewählt. Voraussetzung für die Teilnahme war, dass die Frauen über 70 Jahre alt, körperlich und geistig gesund waren und sich bisher weder mit Computern beschäftigten, noch Sport trieben. Nach einer psychologischen und sportmedizinischen Eingangsuntersuchung wurden die Frauen nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt: In der Computergruppe sollten die Frauen lernen, mit Computer und Internet umzugehen. In der Bewegungsgruppe trainierten die Frauen sportliche Übungen. Die dritte Gruppe war die Kontrollgruppe, die keine Übungen machte.

Sport- und Computerkurse im Vergleich

Die Sport- und Computer-Kurse fanden innerhalb von 6 Monaten etwa dreimal pro Woche statt und dauerten jeweils 90 min. Das Bewegungsprogramm der Sportgruppe bestand aus einem aeroben Fitnessprogramm, das sowohl Ausdauer, Kraft und auch Flexibilität trainierte und zudem Gleichgewichts- und Koordinationsübungen umfasste (Fahrradergometer, Hanteltraining, Ballspiele, Tanz usw.) Der Computerkurs behandelte heterogene und facettenreiche Themen, wie kreative Aufgaben und auch Übungen, die Koordination und Gedächtnis erforderten (z.B. den Umgang mit Soft- und Hardware, Bild- und Videobearbeitung, Spiele, Texterstellung und Internetnutzung). Beide Kurse wurden von speziell angelernten Betreuern geleitet. Die Kontrollgruppe nahm an keinem der Kurse teil und sollte ihre Leben so wie bisher weiterführen. Vor und nach dem Projekt wurde die geistige Leistungsfähigkeit der Frauen anhand von sieben wissenschaftlichen Tests untersucht. Die Frage war, ob bei den Teilnehmerinnen, die regelmäßig ihre Gruppen besucht hatten, das Gehirn leistungsfähiger wird als bei den Frauen ohne Kurs. Außerdem sollte verglichen werden, welcher der Kurse effektiver fürs Gehirntraining war.

Gehirntraining und Sport, beides ist gleich effektiv fürs Gehirn

Wie zu erwarten führten sowohl der Sport- wie der Computerkurs (die so genannten Interventionsgruppen) zu positiven Effekten bei der geistigen Leistungsfähigkeit. Das heißt manche kognitive Parameter verbesserten sich in den Interventionsgruppen, während sie in der Kontrollgruppe gleich blieben. Andere kognitive Parameter verschlechterten sich in der Kontrollgruppe, blieben aber in den Interventionsgruppen während des Untersuchungszeitraums konstant. Sowohl die körperliche Aktivierung in der Sportgruppe, wie die geistige Aktivierung in der Computergruppe hatte also einen positiven Effekt auf die mentale Leistungsfähigkeit der Teilnehmerinnen. Überraschenderweise zeigten sich aber keinerlei Unterschiede in der Wirksamkeit von Computer- und Sporttraining, beides war gleich effektiv fürs Gehirn. Die Autoren erklären das damit, dass vor allem der Neuigkeitswert und die geistige Stimulation der für die Frauen völlig ungewohnten Tätigkeiten (sportliche Betätigung und Computerarbeit) für die positiven Effekte auf die kognitive Entwicklung entscheidend seien. Für das Gehirn scheint es also gleich gut zu sein, ob man Sport treibt oder sich rein geistig aktiv hält – für die körperliche Fitness gilt das aber sicher nicht.   Quelle: Klusmann V. et al.: Complex Mental and Physical Activity in Older Women and Cognitive Performance: A 6-month Randomized Controlled Trial