Schlechtere Spermienqualität durch Smartphones?

Spermienqualität sinkt durch nächtliche Smartphone-Nutzung

Vielleicht sollten es sich Männer im zeugungsfähigen Alter zweimal überlegen, ob sie nachts zu ihrem Smartphone oder Tablet greifen. Eine neue Studie fand Korrelationen zwischen der nächtlichen Nutzung elektronischer Medien und schlechter Spermienqualität.

Studie findet Hinweise auf Sperma-Schädigung

Wie die im Mai in der Fachzeitschrift Sleep veröffentlichten Ergebnisse zeigen, ist der verstärkte Gebrauch lichtemittierender Mediengeräten am Abend und nach dem Schlafengehen mit einer schlechteren Spermienqualität verbunden. Sowohl die Menge an Spermien wie die Fähigkeit der Spermien, richtig zu schwimmen, waren alle niedriger. Auch der Prozentsatz völlig unbeweglicher Spermien war bei Männern höher, die Smartphones und Tablets nach eigenen Angaben häufiger abends oder in der Nacht nutzten.

Die israelischen Forscher untersuchten die Samenproben von 116 Männern im Alter von 21 bis 59 Jahren, die sich einer Fruchtbarkeitsuntersuchung unterzogen. Die Teilnehmer füllten Fragebögen über ihre Schlafgewohnheiten und den Gebrauch von elektronischen Geräten aus.

Ist kurzwelliges Licht die Ursache?

Zahlreiche Studien haben schon die Nutzung von Smartphones oder Tablets abends und nachts mit Einschlafstörungen in Verbindung gebracht. Bisher hatte man dabei meist die elektromagnetischen Wellen als Gefahrenquelle im Auge. Dies ist nun die erste Studie, in der abnehmende Spermienqualität in Zusammenhang gebracht wird mit der Einwirkungszeit von kurzwelligem Licht, das von digitalen Medien, insbesondere Smartphones und Tablets, ausgestrahlt wird.

Kritik:

Problematisch ist die relativ geringe Teilnehmerzahl und die Tatsache, dass die Nutzungsdauer der Geräte von den Teilnehmern berichtet und nicht objektiv gemessen wurde. Letzteres wäre über eine App leicht machbar.

Die Studie fand auch eine Korrelation zwischen längerer Schlafdauer und höherer Spermienzahl und größerer Beweglichkeit. Im Gegensatz dazu war eine höhere Schläfrigkeit mit einer schlechteren Spermienqualität verbunden. Es ist also meiner Meinung nach fraglich, ob wirklich das Licht beim Gebrauch der Geräte für das Phänomen verantwortlich ist oder einfach das damit verbundene Schlafdefizit.

Quelle:

A Green, S Barak, L Shine, A Kahane, A Dagan, Y Dagan. 0029 Light Emitted from Media Devices at Night is Associated with Decline in Sperm Quality. Sleep, 2020; 43: A12 DOI: 10.1093/sleep/zsaa056.028

Bild: Fotolia.de Ana Pavlovic (verändert)